Die Werkbank IT GmbH (www.diewerkbank.eu), Spezialist für digitale BIM-Lösungen im Bau- und Infrastrukturbereich, hat den Zuschlag für die Implementierung einer umfassenden BIM-Objektdatenbank der Autobahn GmbH des Bundes erhalten. Das neue System „cockpit.infrastructure“ wird künftig rund 500 Mitarbeitenden der Autobahn GmbH als zentrale Datenplattform dienen, um BIM-Objekte sowie deren Merkmalen und Eigenschaften strukturiert zu managen. Besonderer Fokus liegt auf der intelligenten Verwaltung von Projektanforderungen in Form von Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) und BIM-Abwicklungsplänen (BAP). Der Auftrag, der im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung vergeben wurde, hat eine Laufzeit von vier Jahren.
Digitale Kommunikation auf stabilem Fundament
Im Zentrum des Projekts steht die Optimierung der digitalen Kommunikation zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern bei Infrastrukturprojekten. Die neue Datenbank-Lösung „cockpit.infrastructure“ adressiert dabei ein Kernproblem großer Infrastrukturvorhaben: die fehlende Transparenz und Standardisierung bei digitalen Liefergegenständen.
„Oft werden zwar Anforderungen zu CAD-Formaten oder digitalen Zwillingen formuliert. Die eigentliche Herausforderung liegt aber in der Prüfung und Sicherstellung, dass die gelieferten Daten tatsächlich den Anforderungen entsprechen“, erklärt Matthias Uhl, Geschäftsführer der Werkbank IT GmbH. „An dieser Stelle können tausende Arbeitsstunden verloren gehen – Zeit, die mit unserem System eingespart wird.“
Das neue System erfasst und verwaltet präzise, welche Merkmale und Eigenschaften an welchen Bauteilen vom Auftragnehmer gepflegt und an die Autobahn GmbH zurückgeliefert werden müssen. Diese Liefergegenstände sind im Kern nichts anderes als strukturierte Daten wie etwa: Status einer Baustelle, Material eines Brückenwiderlagers, Ausprägung und Ausführungsstand einer Fahrbahn.
„Es geht darum, dass der Auftraggeber jederzeit transparenten Einblick in Bauvorhaben erhält und diese mit anderen Projekten vergleichen kann“, betont Uhl. Die vertragliche Grundlage dafür bilden der BIM-Abwicklungsplan (BAP) und die Auftraggeberinformationsanforderungen (AIA). Sie regeln im Detail, was der Auftragnehmer wann und in welcher Form zu liefern hat. Cockpit.infrastructure dient als zentrales Werkzeug, um diese vertragsrelevanten Anforderungen zu definieren, zu managen und ihre Einhaltung zu überwachen.
Von der Theorie in die Praxis: BIM wird Realität
Mit der Implementierung des neuen Objektdatenbank-Systems vollzieht die Autobahn GmbH des Bundes einen entscheidenden Schritt vom theoretischen BIM-Konzept zur praktischen Anwendung. Das System dient dabei als zentraler Hub für den Informationsaustausch zwischen allen Projektbeteiligten – ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zu einer vollständig digitalisierten Infrastrukturplanung.
„Wir stellen die digitale Kommunikation auf ein funktionierendes Fundament“, sagt Uhl. „Während in modernen Autos Digitalanwendungen heute Standard sind, hinkt die Infrastruktur noch hinterher. Unser System sorgt dafür, dass nicht mehr lange über Digitalisierung geredet wird nach dem Motto 'man müsste, man könnte, man sollte' – sondern dass man hat, man kann, man darf und man tut.“ In Zeiten, in denen neue Budgettöpfe für Infrastrukturprojekte bereitgestellt werden, ohne dass die personellen Ressourcen entsprechend mitwachsen, ist die Digitalisierung der Schlüssel zur effizienten Projektabwicklung.
Prozessorientiertes LOIN-Management für maximale Transparenz
Das cockpit.infrastructure basiert auf einem klar strukturierten Vier-Schritte-System, das auf dem Level of Information Need (LOIN)-Konzept aufbaut:
- Merkmalmanagement: Erfassung und Pflege aller relevanten Eigenschaften und Attribute von Bauteilen in einem zentralen Merkmalspool, der anschließend zu Merkmalsklassen und Klassifikationen organisiert wird
- LOIN-Objektmanagement: Gruppierung dieser Eigenschaften zu konkreten Bauteilen wie Brückenwiderlager oder Fahrbahnen gemäß verschiedener Informationsstufen (LOIN 100 bis LOIN 500). Dadurch wird sichergestellt, dass in jeder Projektphase genau die benötigten Informationen vorliegen
- LOIN-Objektgruppenmanagement: Zusammenfassung der Einzelobjekte zu funktionalen Einheiten wie kompletten Brücken, was eine ganzheitliche Betrachtung komplexer Bauwerke ermöglicht
- Projektzuordnung: Integration der Objektgruppen in konkrete Bauvorhaben mit individuellen AIA- und BAP-Anforderungen
Durch diesen Aufbau wird ein bedarfsgerechter Datenfluss sichergestellt – projektübergreifend und projektspezifisch. Zu jedem Zeitpunkt stehen genau die richtigen Informationen in der benötigten Detailtiefe zur Verfügung – und zwar für alle 500 Nutzer der Plattform, die jeweils über ein differenziertes Rollen- und Rechtesystem auf die Daten zugreifen. Das System berücksichtigt dabei, dass für unterschiedliche Projektphasen unterschiedliche Informationstiefen erforderlich sind, und vermeidet so unnötige Datenredundanz.
Schlüssel zum Erfolg: Einfachheit und Anschlussfähigkeit durch Integrationen
Bei der Ausschreibung setzte sich die Lösung von Die Werkbank IT vor allem durch zwei zentrale Vorteile durch. Erstens: Die intuitive Benutzeroberfläche, die einen geringen Schulungsaufwand verspricht. Zweitens: Die umfassende Anschlussfähigkeit an bestehende und künftige Systeme durch flexible Integrationen.
„Wir bieten eine offene, flexible Architektur mit standardisierten Programmierschnittstellen, die sich nahtlos in das digitale Ökosystem der Autobahn GmbH des Bundes integrieren lässt“, erläutert Uhl. „In einer Welt, in der sich Softwarelösungen immer dynamischer entwickeln, wird die Anschlussfähigkeit in alle Richtungen zum wesentlichen Erfolgsfaktor.“
Eine besonders wichtige Rolle spielt dabei die Integration in das BIM-Portal der Initiative BIM Deutschland. Darüber hinaus sind Integrationen in spezielle Infrastruktur-Planungssoftware wie Civil 3D und Allplan geplant. Diese Integrationen werden als Plugins realisiert, die künftig an Auftragnehmer der Autobahn GmbH lizenziert werden können. Das System ist zudem bereits für die Anbindung an das Common Data Environment (CDE) der Autobahn GmbH vorbereitet.
Modell für weitere Infrastrukturträger und zukunftssichere Technologie
Die Zusammenarbeit zwischen der Autobahn GmbH des Bundes und Die Werkbank IT könnte als Blaupause für weitere Infrastrukturträger dienen. Die generische Ausrichtung des Systems erlaubt es, Bedürfnisse anderer öffentlicher Bauherren einfach anzupassen – eine wichtige Voraussetzung für die angestrebte Harmonisierung im Infrastrukturbereich.
„Eine der größten Herausforderungen ist die disziplinenübergreifende Harmonisierung“, erklärt Uhl. „Wenn eine Brücke über eine Wasserstraße oder Schiene gebaut wird, müssen alle Beteiligten die gleiche Sprache sprechen. Unser System kann hier einen wertvollen Beitrag leisten.“
Ein besonderer Mehrwert von cockpit.infrastructure liegt in der Zukunftssicherheit. Anstatt auf einen allgemeingültigen Datenstandard zu warten – ein Ansatz, der angesichts der Komplexität und Individualität von Infrastrukturprojekten kaum realisierbar erscheint – setzt die Lösung auf intelligentes Daten-Mapping. „Wir müssen akzeptieren, dass es nicht einem einzelnen Software- oder BIM-Akteur gelingen wird, das universelle Tool für alle Bauschaffenden zu entwickeln“, betont Uhl. „Daher setzen wir auf smarte Mapping-Features, die verschiedene Merkmale, Einheiten und Strukturen dynamisch aufeinander abbilden können, ohne einen starren Standard zu erzwingen.“
Besonders die öffentliche Hand könnte als Auftraggeber von dem System profitieren. Angesichts des Fachkräftemangels, der öffentliche Einrichtungen oft besonders hart trifft, entlastet die Lösung durch Automatisierung und effiziente Prozesse. Die Werkbank IT GmbH sieht in dem Auftrag daher einen wichtigen Schritt, um die Digitalisierung im öffentlichen Sektor voranzutreiben und neue Zielgruppen zu erschließen.
Ein fortschrittlicher Aspekt zeigt sich auch in der Haltung zur Datentransparenz: Die Autobahn GmbH des Bundes plant, die mit cockpit.infrastructure verwalteten BIM-Objekte öffentlich zugänglich zu machen, sodass sie von möglichst vielen Nutzern für die Generierung von AIA-Anlagen verwendet werden können – ein Vorgehen, das Uhl als „absolut moderne Einstellung der Handelnden“ würdigt.
Zeitplan: Produktivstart im Herbst 2025
Nach der Auftragsvergabe Mitte Februar 2025 konzentriert sich die Zusammenarbeit zunächst auf Customizing und Integration. Der Produktivstart ist für den Spätsommer oder Herbst geplant. Anschließend werden die ersten konkreten Projekte mit dem neuen System umgesetzt, bevor es in den regulären Betrieb übergeht. Die Werkbank IT wird das System über die gesamte Vertragslaufzeit von vier Jahren betreuen und weiterentwickeln.