Der PIM-BIM-Tag im Rückblick: Perspektivwechsel macht Bauindustrie BIM-ready
PIM-BIM Tag in Stuttgart
Der erste BIM-basierten Building Circularity Passport®
Erster BIM-basierter Building Circularity Passport® ermöglicht ganzheitliche Nachhaltigkeitsbewertung von Immobilien während der Planungsphase in Echtzeit. Der Schlüssel dafür liegt in einer Kombination aus Daten-Know-How, BIM-Technologie und Nachhaltigkeitskriterien. Gesetzgeber und Marktnachfrage forcieren Building Circularity Passport® als zentralen Baustein für ESG-Reporting. Erste Test-Kommunen führen 2023 Building Circularity Passport® für öffentliche Gebäude ein.
Sag mir, was Du bauen willst - und ich sage Dir deinen ökologischen Fußabdruck: Dass dies möglich ist, zeigt das renommierte Umweltinstitut EPEA - part of Drees & Sommer schon seit knapp zehn Jahren. So lange erstellt der Mitentwickler des Designprinzips Cradle to Cradle® schon Materialpässe für Gebäude, sogenannte Building Circularity Passports®. Die Berechnungen dafür waren bisher allerdings mit großem zeitlichen und personellen Aufwand verbunden. Genau dies soll sich nun ändern: Die Werkbank IT GmbH entwickelt zusammen mit der EPEA deshalb den ersten BIM-basierten Building Circularity Passport®. Erstmals lassen sich Immobilien-Ökobilanzen durch automatisierte Datenverarbeitung berechnen. Dafür stellt die EPEA Daten und Algorithmen für den digitalen Abgleich in den CAD-Programmen bereit. Die Werkbank IT GmbH verfügt mit ihrer BIM-Infrastruktur BIM & More über die dafür notwendige Technologie. Planer, Bauherren und Investoren können dadurch zu jeder Zeit den CO2-Fußabdruck, die Recyclingfähigkeit oder den verbauten Rohstoffrestwert des Gebäudes. Bereits in der Planungsphase lässt sich in nur wenigen Sekunden herausfinden, wie sich die verwendeten Baustoffe auf die Ökobilanz auswirken - und bei Bedarf können Anpassungen vorgenommen werden. Wir stellen die Details vor und verraten, warum die Zeit drängt.
Lebenszyklus einer Immobilie von Anfang an digital verstehen
Um eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsbetrachtung von Objekten, die Sicherheit von Investments sowie Transparenz in Bezug auf den kompletten Lebenszyklus zu ermöglichen, sind valide Daten essentiell. Die CO2-Emissionen aus der Betriebsphase machen bei heutigen Neubauten Schätzungen zufolge nur noch weniger als 60 Prozent der gesamten Ökobilanz eines Gebäudes aus. Herstellung, Errichtung, Entsorgung beziehungsweise Recycling sind bisher im Energieausweis (GEG) unberücksichtigt.
Diesen verengten Blick wollen wir aufbrechen, indem wir den gesamten Lebenszyklus der verwendeten Materialien in den Planungsprozess aufnehmen.Der Schlüssel dafür liegt in einer Kombination aus Technik, Daten und Nachhaltigkeitskriterien. Die EPEA verfügt über langjährige Erfahrung in der Bewertung von Produkten nach dem Cradle to Cradle® Prinzip und nach der Life Cycle Assessment Methode (LCA). Zudem hat das Umweltinstitut ein fundiertes Wissen über die Kreislauffähigkeit von Baustoffen und -produkten und deren ökologischen Fußabdruck angesammelt. Die Werkbank IT GmbH steuert mit der BIM-Infrastruktur BIM & More die Technologie bei, durch die sich diese Produktinformationen in den Digital Twin übertragen und auswerten lassen.
Ökobilanz-Werte bereits in digitaler Planung verbessern
Je früher Daten aus dem Life Cycle Assessment (LCA) oder Cradle to Cradle® zum Einsatz kommen, desto besser. Denn: In frühen Leistungsphasen können Planer noch Variantenvergleiche zur Bauweise durchführen und den Bilanzwert durch den spielerischen Einsatz von anderen Baustoffen verbessern. Bisher war noch keine Kalkulation in CAD-Planungsprogrammen möglich und der Berechnungsprozess hat viel Zeit in Anspruch genommen, da er nicht automatisiert war. Deshalb bringen wir mit dem BIM & More Plugin alle ökologisch relevanten Daten zusammen mit Produktinformationen der Datenbank BIM & More Harmony in die digitale Planungsumgebung. Planer und Architekten können sich dadurch jederzeit per Mausklick in CAD einen Building Circularity Passport® ihres Digital Twins ausweisen lassen und die Produktauswahl so lange bearbeiten, bis das Objekt die gewünschten Zielwerte erreicht.
Mit BIM & More Orchestra fit für die Circular Economy
Um einen Building Circularity Passport® erstellen zu können, brauchen Planer und Architekten mindestens die Daten über die Umweltauswirkungen der Produkte. Mittels dieser Daten können Spezialisten ein sogenanntes Lifecycle Assessment (LCA) durchführen, eine Art ökologische Bilanzierung mit Wirkungsanalyse. LCA ist eine wissenschaftlich anerkannte Methode, um Umweltauswirkungen des kompletten Lebenszyklus von Baustoffen, Produkten und Gebäuden zu bewerten. Um darüber hinaus alle Aspekte des Cradle to Cradle® Prinzips zu bewerten, also wie gesund ein Gebäude ist oder wie gut seine Materialien nach ihrem Ausbau rezykliert werden können, sind zusätzliche Informationen notwendig. Diese Daten werden von EPEA aufbereitet und in einer leicht nutzbaren Form über unsere BIM & More-Infrastruktur Architekten und Planern zur Verfügung gestellt, sodass diese eigenständig hochqualitative Building Circularity Passports® direkt aus der Planungssoftware erstellen können.
Hersteller von Baustoffen und Bauprodukten, die ihre Produktdaten über BIM & More bereitstellen, erfüllen dadurch bereits alle Nachhaltigkeitsanforderungen, die an Produktdaten in Sachen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft zunehmend politisch gefordert und von Investoren gewünscht werden. Ihnen werden künftig zusätzlich produktneutrale LCA- und Cradle to Cradle®-Daten zugrunde gelegt, sodass sie direkt in der Erstellung des Building Circularity Passport® berücksichtigt werden können.
Kreislauffähiges Design-Prinzip macht Materialwerte sichtbar
Der Building Circularity Passport® dient als Planungs- und Dokumentationsinstrument, um gemeinsam mit Planern und Architekten sowie den ausführenden Firmen, die Kreislauffähigkeit von Immobilien zu bewerten. Bei abgeschlossenen Bauprojekten liefert der Building Circularity Passport® zusätzlich detaillierte Informationen darüber, welche verwendeten Materialien sich einfach trennen lassen und welche chemische Zusammensetzung die verbauten Produkte besitzen. Auch die monetären Werte der verbauten Konstruktionen in den Gebäuden lassen sich damit ermitteln. Diese Informationen liefern einen enormen Mehrwert für die Finanzierung unter Risikogesichtspunkten, die Wertermittlung und den anstehenden Betrieb der Gebäude.
Auswirkung der EU-Taxonomie: Mehr Nachhaltigkeit, mehr Transparenz
Mit dem European Green Deal hat die Europäische Kommission 2019 ein umfangreiches Programm ausgerufen, das mit der EU-Taxonomie und der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) zu Klimaschutzzielen im Immobiliensektor motivieren und ESG-Nachhaltigkeitsmaßnahmen fördern soll. Dies geschieht mittelbar über den Finanzmarkt, der seine Investitionen an den in der Taxonomie festgehaltenen Kriterien ausrichten muss. Immobilien, die die Anforderungen der Taxonomie nicht erfüllen, droht eine Abwertung, während die Attraktivität von Investitionen in nachhaltige Immobilien steigt. Doch auch Asset Manager und Bauunternehmen sind zunehmend von der Taxonomie betroffen, weil sie immer mehr Informationen in ihren Reporting-Pflichten berücksichtigen müssen. Mit dem BIM-basierten Building Circularity Passport® können künftig alle relevanten Daten auf Knopfdruck transparent dargestellt, verfolgt und in die ESG-Berichte integriert werden. Nicht nachhaltige Gebäudeentwürfe, die keine transparenten Informationen über die Kreislauffähigkeit ausweisen können, werden zunehmend schwerer zu vermarkten sein.
Erste Test-Kommunen setzen den Building Circularity Passport® ab 2023 um
Wir sind davon überzeugt, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, den Prozess zu skalieren und das Know-How, das die EPEA über Jahre aufgebaut hat, für alle zugänglich zu machen. Auch auf Bundes- und Kommunalebene werden Fakten geschaffen: Die Bundesregierung will den Green Deal im Immobiliensektor zur Umsetzung bringen und hat im Koalitionsvertrag vom November 2021 angekündigt, einen digitalen Gebäuderessourcenpass einzuführen. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. hat Ende Juli 2022 einen Vorschlag veröffentlicht, was dieser inhaltlich umfassen sollte. Verschiedene Städte haben unabhängig von Landes- oder Bundesgesetzen für sich entschieden, einen Building Circularity Passport® bereits umzusetzen. So etwa die Landeshauptstadt München, die sich bereits dazu verpflichtet, für alle städtischen Neubauten einen Ressourcenpass zu erstellen. Der Building Circularity Passport ist dabei das Format der Wahl, mit dem bereits einige Pilotprojekte umgesetzt wurden. Weitere Städte sollen folgen. Wir erwarten 2023 mindestens fünf bis sieben mittelgroße Städte, die den Building Circularity Passport® testweise einführen und als Pionier-Städte nutzen. Warten Sie nicht. Werden Sie Teil des Wandels.
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